Traditionelles Taekwon-Do
Grundgedanke und Ziel des traditionellen Taekwon-Do
Als Kurzinformation über das Traditionelle Taekwon-Do könnte man sagen, dass es sich nicht in erster Linie um eine reine Sportart handelt, sondern mehr um eine Persönlichkeitsentwicklung, die in gleicher Weise Körper, Geist und Charakter des Ausübenden durch diese Zen-Kunst schult.
Bedeutung der Silben „Tae“, „Kwon“ und „Do“
Die Bezeichnung für das System Taekwon-Do heißt wörtlich übersetzt:
- Tae = springen, schlagen, stoßen mit dem Fuß;
- Kwon = Faust, steht für alle Handtechniken;
- Do = Lehre des geistigen Weges.
Einheit von Körper, Geist und Wille
Es ist das Ziel des Do, die Lücke zwischen Körper und Geist zu schließen, um in dem dann geschaffenen Bewußtseinszustand dem Geist freie Entfaltungsmöglichkeiten zu geben. Diese Lücke zu schließen, wird dadurch erreicht, dass Geist, Gedanken und Körper durch ein bestimmtes, kontinuierlich fortgesetztes sinnvolles körperliches und mentales Training, aneinandergebunden werden und so allmählich völlig ineinander übergehen. Der Geist (Wille) gebraucht also seine Werkzeuge (seinen Körper) so lange, bis er sie völlig beherrscht und sie ein Teil seiner selbst geworden sind.
Die Zielsetzung des Traditionellen Taekwon-Do ist es, dass in umfassender Anwendung und vollkommener Ausnutzung der individuell vorhandenen Möglichkeiten, Körper und Geist eine Entwicklung durchlaufen, um dann in höchster Perfektion gewollte Leistungen zu erbringen.
Voraussetzung dafür ist die vollständige Ausbildung des Körpers, das Wiederentdecken der eigentlich in ihm steckenden Möglichkeiten und die immer vollkommener werdende Beherrschung der Gedanken. Durch die gesteigerte Konzentrationsfähigkeit hat der Budoka mit der Zeit immer mehr Möglichkeiten seine Ziele auf dem optimalen Weg zu erreichen.
Das Verhindern der Gedankenschwächung bei einer bestimmten Tätigkeit, die mit der Zeit immer mehr zunehmen kann (Ausdauer), die Widerstandskraft gegen andere Gedankenströme, die von der eigentlichen Zielsetzung ablenken können (Überwindung und Abwehr von Angst und Müdigkeit) und vieles andere mehr gehört zu den positiven Auswirkungen des traditionellen Taekwon-Do.
Die Philosophie des Zen im Taekwon-Do
Zen in seiner heute bekannten Form ist vor etwa 1500 Jahren in China entstanden. Seine Entwicklung fand zwar innerhalb des Buddhismus statt, es handelt sich jedoch um keinen Glauben im religiösen Sinn, da hier keine Lehrsätze, sondern eigene Erfahrungen und Einsichten im Mittelpunkt stehen. Zen betrachtet das “Leben als eine Übung” und fordert uns damit auf, in jeder Situation die Gelegenheit zu sehen, etwas zu lernen.
Der Geist des Zens hat brutale Kriegstechniken in Kampfkünste verwandelt, in denen es nicht mehr um kämpferische Effektivität, sondern um die Suche nach dem eigenen Selbst geht. Der Kampf wurde ein geistiger, der “Feind” fand sich in einem selbst.
Kampfkunst als Meditation in Bewegung
Damit rücken die Kampfkünste in unmittelbare Nähe zur Zen-Meditation. Kampfkunst wird zur Meditation in der Bewegung. Eine bestimmte Kampftechnik ist also lediglich das Medium zur Erlangung eines leeren Geistes, der ungetrübt von äußeren Einflüssen den Augenblick wahrnimmt.
Die Schule des Zens und in seiner Praxis das Betreiben eines Do soll exemplarisch lehren, sich allen Dingen des Lebens ganz hinzugeben. Den Zen-Do zu gehen heißt, zu lernen, das Leben bewusst wahrzunehmen und zu meistern.
Kampf gegen sich selbst und innere Stärke
Wie man hieraus schon in etwa erkennen kann, ist die Kampfkunst Taekwon-Do vor allen dazu da, den “Kampf gegen sich selbst” zu meistern und den sogenannten “inneren Schweinehund” zu überwinden.
Wettkampf, Selbstverteidigung und Bruchtest
Der sportliche Wettkampf stellt nur einen Teilaspekt in der Ausbildung des traditionellen Taekwon-Do dar, ebenso wie die Selbstverteidigung oder der sogenannte Bruchtest, bei der die verheerende Schlagwirkung verschiedener Techniken auf Bretter oder Steine demonstriert wird.

